Wewelsfleth und seine Kirche

"Wewels" ist ein altdeutsches Wort und bedeutet "Vorsprung". "Fleth" ist ein natürlicher Wasserlauf in der Marsch, im Unterschied zu den Wettern.

Wewelsfleth ist also das Dorf auf einem Landvorsprung an einem Fleth. 1347 wird der Ort zum ersten Mal urkundlich genannt, Sicherlich ist er aber sehr viel älter, was vorgeschichtliche Funde beweisen. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts hat Wewelsfleth im Außendeich vor der sogenannten "Totenstöpe" auf Warften gelegen, wo heute die Fluten der Elbe fließen. Die Totenstöpe hat ihren Namen aus alter Zeit, als die Verstorbenen des Kirchspiels über den Grünen Weg durch die Stöpe, einen Deichdurchlass, auf den Friedhof gebracht wurden.

Sturmfluten bedrohten immer wieder das Dorf. 1499 erkannten die Bewohner, dass sie auf dem Landvorsprung nicht bleiben konnten. Sie brachen Dorf und Kirche ab und bauten es landeinwärts in Humsterdorf wieder auf.

Heute hat Wewelsfleth ca. 1700 Einwohner. Postleitzahl: 25599. Telefonvorwahl: 04829

Die Kirche wurde 1503 fertig. Bis zur Reformation hieß sie Willihardus-Kirche nach dem Friesen-Missionar und späteren Bischof Willehard. Danach wurde sie der Dreieinigkeit (Einheit von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist) geweiht und Trinitatis-Kirche genannt. 1592 wurde sie durch einen Anbau erweitert. Dadurch hat sie die Winkelform erhalten. Die Kirche wurde 1883 zum 400. Geburtstag Martin Luthers restauriert; die letzte Erneuerung fand 1964 unter der Leitung des Kirchen- und Kunstmalers Hermann Wehrmann aus Glückstadt statt.

Westlich der Kirche steht der achteckige hölzerne Glockenturm. Er stammt aus dem Jahre 1817 und ist 29 m hoch. Zuvor hatten dort schon andere Türme gestanden. Der erste wurde zum 100. Jubiläum der Kirche errichtet und war fast 60 m hoch; 1648 fiel er einem Sturm zum Opfer. Zuletzt renoviert 1993/94 für ca. 370 00 DM.

Der Innenraum

Der Altar ist gegen Ende des 17. Jahrhunderts von der Tischler-, Schnitzer- und Steinmetzfamilie Holtmeier in Wewelsfleth angefertigt worden. Reiche spätbarocke Verzierungen, Blätter, Ranken und Blumen, umrahmen drei Bilder: Golgatha, Abendmahl und Gethsemane. Auf vier seitlichen Sockeln stehen die vier Evangelisten. An der Spitze ist Jesus Christus mit der Siegesfahne dargestellt. Im Altarblock entdeckten Handwerker 1964 eine kleine Kammer mit Gewölbe: ein symbolisches Grab (sepulchrum), das sich häufig in alten Altären findet. Mit ein paar Knochen versinnbildlicht es den Tod, auf dem Tisch über der Grabkammer aber feiert die Gemeinde die Auferstehung.

 

Die Kanzel

Die Kanzel von 1610 ist die Stiftung der Witwe Wiebke Vogt zum Gedächtnis für zwei verstorbene Töchter (Else Anna Göttsche und Katharina Möller); sie wird dem Wilsteraner Jürgen Heitmann zugeschrieben.

 

 

Hinter dem Altar befindet sich eine Empore, der sogenannte "Knechtechor". Er wurde 1725 vom Kirchspielvogt (ein höherer Verwaltungsbeamter im Auftrag des dänischen Königs) Peter Hellmann gestiftet. Er ließ 1695 die Kirchspielvogtei am Friedhof bauen. Das Haus ist eines der schönsten im Dorf, zeitweilig wohnte dort der Schriftsteller Günter Grass, heute gehört es der "Alfred-Döblin-Stiftung", die junge Nachwuchsautoren fördert.

 

Eine Besonderheit ist das hölzerne gemalte Epitaph für den Marschhauptmann Henning Wulf aus dem 15. Jahrhundert. Wulf führte 1472 einen Aufstand gegen den Dänenkönig, musste fliehen und wurde in Dithmarschen erschlagen. Das Volk feierte ihn als Helden. Eine alte Überlieferung berichtet, dass Christian I. von Dänemark ihn gezwungen habe, seinem Sohn einen Apfel vom Kopf zu schießen. Diese Szene ist dargestellt, weshalb das Gemälde auch "Wewelsflether Tell" genannt wird.

Das Bild mit der Darstellung der Grablegung ist vermutlich eine Kopie eines unbekannten niederländischen Malers.

 

Ausschnitt aus der Apfelschuss-Szene; Bildnis von Henneke Wulf, dem "Wewelsflether Tell"

Die Orgel, 1996 komplett renoviert

Die Orgel. Sie wurde Mitte des 18. Jahrhunderts von Marcussen in Apenrade gebaut. 1996 wurde sie für ca. 38.000 DM durch die Hamburger Firma Hoffmann generalüberholt und technisch verbessert. Die Kosten übernahm die Peterswerft Wewelsfleth zu 100% anlässlich ihres 125-jährigen Firmenjubiläums.

 

 

 

Das Taufbecken

Die gusseiserne Taufe stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts,

 

 

 

 

 

Abendmahlskelch

Der Abendmahlskelch ist sehr wertvoll ("soviel wie zwei große Marsch-Bauernhöfe"), er stammt aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. 

Er wird außerhalb des Gottesdienstes im Tresor der Gemeinde verwahrt. Hier können Sie ihn sehen!



Abendmahlskelch, Detail

 

 

Die Leuchter wurden von einem Ehepaar Behrend 1645 gestiftet, auch sie sind sehr wertvoll.

Altarleuchter

 

Das Kruzifix aus
Oberammergau

Das Kruzifix an der Nordwand wurde in Oberammergau geschnitzt und 1925 von der Witwe Berta Böge, geb. Warns aus Brooklyn in den USA ihrer Heimatgemeinde gestiftet.
 

Das Deckengewölbe erhielt seine ursprüngliche blaue Farbe wieder bei einer Renovierung 1996, davor war es hellgrün. Unter der Farbe verbirgt sich ein "norddeutscher Wolkenhimmel" mit einigen dunklen Wolken. Ihre kostspielige Freilegung muss späteren Generationen vorbehalten bleiben.

 

Unser jüngstes Projekt war die Renovierung des Altars. Sie wurde zu großen Teilen aus Spenden finanziert und am 500. Geburtstag der Kirche am 25. Mai 2003 abgeschlossen.

 

















Detail des Altars vor der Restaurierung

Die Trinitatis-Kirche zu Wewelsfleth, gebaut im Jahre 1503

Die Trinitatis-Kirche zu Wewelsfleth, gebaut im Jahre 1503

 

Home